Wahrscheinlich mag ich es einfach nicht Schwanzlängen zu vergleichen.
Hö? Was? Schwanzvergleich? Worüber redet Kris denn jetzt?
Seit dem es die „Like“-Funktion in sozialen Netzwerken gibt, stößt sie mir sauer auf. Sei es das liken bei Facebook, das favorisieren bei Flickr oder … neueste Errungenschaft in Secondlife: Avas die mit einem clickbaren Attachment rumrennen an dem dann steht: „X Leute mögen diesen Ava“ ,. Jedes mal frag ich mich WTF?
Da stellen Menschen ernstlich das Bild der Gemüsepfanne, die sie grad für ihr Mittagessen anrühren ins Netz und warten auf Kommentare und „Likes“. Würden die selben Menschen dieses Foto jedem ihrer Freunde per Email zukommen lassen und dann auf eine Reaktion warten? Würde man eine geben? Würd ich ernstlich zurückschreiben: Oh das sieht aber köstlich aus! I like it.
Ich würd mich fragen ob mein Freund se noch alle stramm hat. Aber da ich täglich den Nachwuchs der Guppys auf Facebook von losen Bekannten sehe, die Renovierungsarbeiten des Hausflurs, den Himmel den sie grad auf dem Nachhauseweg geknipst haben und natürlich diese Tonnen von privaten Fotos aus Urlaub und diversen Familienfeiern, frag ich mich nichts mehr. Früher wurde man wenigstens zu Bier und Knabberkram eingeladen bevor einem mit Dias ausm Urlaub gucken der Abend versaut wurde. Aus Höflichkeit sass man da und schaute sich diesen Mist an, der einen nicht interessiert, aber wenigstens wurde man nicht permanent zu einem „Hach wie toll“ aufgefordert. Genau so komm ich mir vor, wenn ich diese Elaborate mittlerweile sehe.
Und ja ich hab mich auch schon dabei ertappt wie ich auf die Favs eines Bildes schiele, das ich darauf gewartet habe das irgendwer etwas bei mir „liked“.
Es liegt wohl in der Natur der Menschen das wir so irre gerne für unsere Werke gelobt werden wollen. Leider gibt es aber immer nur den „Like“ button und nicht den „hahahah was is denn das für ne Scheiße?“ – Button den ich genau so anonym drücken kann.. Wobei.. Moment… anonym sind die ja nicht mal. Man schaut nach, wer hat mein Werk denn da geliked und freut sich über das „Urteil“ seiner Freunde, noch besser wenn es ein Unbekannter geliked hat. Auf Flickr hab ich mich ertappt wie ich darauf hin dessen Stream an Pics durchgeschaut habe, auf WordPress, wie ich dann dessen Blog durchgesehen habe . Haben wir jetzt die Zauberfunktion entschlüsselt? Ich like, also schau du dir meinen Scheiß an und ich warte auf dein Urteil? Ich bin dein Freund, also drück ich mal, damit du auch morgen noch meiner bist?
Wird ein Bild weniger gut, wenn es keiner mag außer mir? Wieviel likes hätte die Mona Lisa? Produziere ich, weil ich Spaß habe daran, oder nur noch um andren zu gefallen? Wohin führt das liken? Krieg ich mehr, wenn ich meinen Ava nackt abbilde oder wenn ich eine originelle Szene abbilde? Was bringt die Leute dazu etwas zu mögen? Speichelleckerei? Wenn ich etwas bei dir mag, dann magst dus bei mir?
Jeder von uns der blogged, auf Facebook postet, Tumblr, Google Plus, Twitter etc ist ein kleiner Selbstdarsteller und möchte gefallen. Davon nehme ich mich nicht aus.
Aber ich weigere mich nach Statistiken zu schielen. Ich weigere mich die Favs, Likes, Plus zu zählen oder nur für diesen Schein-Effekt des „hach mich mögen ja alle, ich bin so gut“. Klar freuen mich die Follower-Zahlen meines Blogs, wenn mich jemand ganz ehrlich spontan lobt. Über ein Trinkgeld wenn ich in SL dje. Über einen Kommentar zu einem Foto, der über das pressen eines Knopfs hinausgeht und sich wirklich damit beschäftigt was die Intention des Bildes war. Aber like-Buttons drück ich nicht mehr. I don’t like them.
Ich hab auch keine Lust mir Druck machen zu müssen eine gefällige Leserschaft permanent mit neuem Stoff zu versorgen. Aus diesem Grund ist dieser Blog zeitweise monatelang sehr ruhig. Denn ich poste immer nur dann wenn ich mir Luft machen muss und etwas zu sagen habe.
Danke für deine Aufmerksamkeit bis hierhin..